Lockend slawisches Grauen. Horst Langes Andeutungen im ‚Dritten Reich‘

Autor/innen

  • Jürgen Joachimsthaler

DOI:

https://doi.org/10.18778/2196-8403.2013.11

Schlagworte:

Horst Lange, Literatur im Dritten Reich, polnische Motive, magischer Realismus

Abstract

Texte, die im ‚Dritten Reich‘ entstanden, können nicht ohne Blick auf ihre Entstehungsumstände gelesen werden: Bereits die Zeitgenossen lasen ja angesichts fehlender Meinungsfreiheit ‚zwischen den Zeilen‘ und interpretierten jedes Wort mit potenzieller politischer Bedeutung vor dem aktuellen zeithistorischen Hintergrund. Langjährige Entstehungsgeschichten von Texten gerade auch mit polnisch-slawischen Bezügen, wie sie im damaligen Erzählwerk Horst Langes häufig zu finden sind, sind jedoch kaum eindeutig referenzialisierbar angesichts mehrerer radikaler Umschwünge einer wechselhaften deutschen Politik, die die politische Bedeutung in einem Werk benutzter Worte von einem Tag auf den anderen in ihr Gegenteil verkehren konnte, ohne dass am Textbestand selbst sich ein einziges Wort ändern musste.

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Veröffentlicht

2013-12-30

Zitationsvorschlag

Joachimsthaler, J. (2013). Lockend slawisches Grauen. Horst Langes Andeutungen im ‚Dritten Reich‘. Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 221–252. https://doi.org/10.18778/2196-8403.2013.11

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