HERMANN LENZ und der Eugen Rapp-Zyklus als Narrativierung des literarischen Feldes der Bundesrepublik?

Autor/innen

  • Torsten Voß Bergische Universität Wuppertal

DOI:

https://doi.org/10.18778/2196-8403.2021.06

Schlagworte:

HERMANN LENZ, Literaturbetriebsroman, Autofiktion, Paratext, Narrativ, literarisches Feld

Abstract

Mag Hegel angesichts der allumfassenden Ökonomisierung und Marktregulation des künstlerischen Feldes in seinen Vorlesungen über die Ästhetik bereits im frühen 19. Jahrhundert vom Tod der Kunst gesprochen haben, Künstler und Künstlerinnen sind bis heute zum Glück noch nicht gestorben bzw. verschwunden. Paratexte und Interviews zeigen Versuche sich auch unter poststrukturalistischen, postsubjektiven und postfaktischen Vorzeichen auktorial durchzusetzen und auf dem Markt, aber doch auch ganz klar für sich, Aufmerksamkeit über die Auto-Präsentation in der Öffentlichkeit als Anhäufung von symbolischem Kapital zu produzieren bzw. diese Prozesse als Narrative auszugestalten.

Dass sich dabei auch immer eine Reflexionsebene gegenüber dem literarischen Feld ergibt, ja letzteres und damit den Literaturbetrieb zum Narrativ werden lässt, wird anhand von HERMANN LENZ Literaturbetriebsromanen genauer herausgearbeitet. Durch die Auseinandersetzung mit dem Literaturbetrieb ist es LENZ möglich, die Inszenierung und Selbstbehauptung von Autorschaft und Autorschaftsbewusstsein zu reanimieren.

Autor/innen-Biografie

Torsten Voß, Bergische Universität Wuppertal

Priv.-Doz., Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld von 2004 bis 2012 im Fachbereich Germanistische Literaturwissenschaft; seit 2013 Lehrbeauftragter ebd.; 2013/2014 Postdoc-Stipendiat am Deutschen Literaturarchiv Marbach (Udo Keller-Stipendium „Religion und Moderne“), seit WS 2016/2017 Postdoc-Mitarbeiter im FWF-Projekt „Zur Funktion auktorialer Paratexte für die Inszenierung von Autorschaft (um 1800)“ an der Universität Innsbruck, WS 2017/2018 Guest Professor/Vertretungsprofessur für Neuere Deutsche Literatur und Medien an der Universität Innsbruck, seit WS 2018/2019 Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Universität Wuppertal, WS 2019/2020 W3-Vertretungsprofessur für Neuere deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Kultur­techniken an der TU Dortmund. Letzte Buchpublikation: Torsten Voß / Stephan Lesker (eds.): Effekte der Mehrdeutigkeit: Konvergenzen des (autobiographischen) Erzählens zwischen Fakt und Fiktion bei Walter Kempowski, Rostock 2020. Zahlreiche Aufsätze und Artikel zur neueren deutschen Literaturgeschichte, vergleichenden Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft. Aktuelles Forschungsprojekt: „Renouveau catholique“Literarischer Katholizismus und/als ästhetische Avantgarde in Europa vom 19. bis zum 20. Jahrhundert.

Literaturhinweise

BEETZ, MANFRED (2003): Konversationskultur und Gesprächsregie in den Monatsgesprächen. In: BEETZ, MANFRED / JAUMANN, HERMANN (eds.): Thomasius im literarischen Feld. Neue Beiträge zur Erforschung seines Werkes im historischen Kontext. Tübingen, 35-60.
Google Scholar DOI: https://doi.org/10.1515/9783110932331.35

BOURDIEU, PIERRE (2001): Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Aus dem Französischen v. Bernd Schwibbs und Achim Nusser. Frankfurt a.M.
Google Scholar

BOURDIEU, PIERRE (1988/2018): Homo academicus. Aus dem Französischen von Bernd Schwibs. Berlin / Frankfurt a.M.
Google Scholar

BRIEGLEB, KLAUS (1992): Weiterschreiben! Wege zu einer deutschen literarischen ‚Postmoderne‘. In: BRIEGLEB, KLAUS / WEIGEL, SIGRID (eds.): Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bd. 12. Gegenwartsliteratur seit 1968. München, 340-381.
Google Scholar

ENGEL, MANFRED (2018): Kontexte und Kontextrelevanzen in der Literaturwissenschaft. In: KulturPoetik 1:71-89.
Google Scholar DOI: https://doi.org/10.13109/kult.2018.18.1.71

FRANZEN, JOHANNES (2018): Indiskrete Fiktionen. Theorie und Praxis des Schlüsselromans 1960-2015. Göttingen.
Google Scholar

FÜSSEL, MARIAN (2005): Intellektuelle Felder. Zu den Differenzen von Bourdieus Wissenssoziologie und der Konstellationsforschung. In: MULSOW, MARTIN / STAMM, MARCELO (eds.): Konstellationsforschung. Frankfurt a.M., 188-206.
Google Scholar

GERSTENBRÄUN-KRUG, MARTIN / NADJA REINHARD (2018) (eds.): Paratextuelle Politik und Praxis. Interdependenzen von Werk und Autorschaft. Wien.
Google Scholar DOI: https://doi.org/10.7767/9783205208396

HANDKE, PETER (1973): Tage wie ausgeblasene Eier. Einladung, Hermann Lenz zu lesen. In: Süddeutsche Zeitung (22./23. Dezember 1973).
Google Scholar

HANDKE, PETER (2007): Leben ohne Poesie. Gedichte. Frankfurt a.M.
Google Scholar

HEIßENBÜTTEL, HELMUT (1980): Gruppenkritik. In: DERS.: Textbücher 1-6. Stuttgart, 227-229.
Google Scholar

KREUZER, INGRID / KREUZER, HELMUT (eds.) (1981): Über Hermann Lenz. Dokumente seiner Rezeption (1947-1979) und autobiographische Texte. München.
Google Scholar

KRÜGER, MICHAEL (2003): Nachwort. In: LENZ, HERMANN: Vielleicht lebst du weiter im Stein. Gedichte. Frankfurt a.M., 147-155.
Google Scholar

LENZ, HERMANN (1983): Ein Fremdling. Roman. Frankfurt a.M.
Google Scholar

LENZ, HERMANN (1997): Freunde. Roman. Frankfurt a.M. / Leipzig.
Google Scholar

LENZ, HERMANN (2003): Vielleicht lebst du weiter im Stein. Gedichte. Frankfurt a.M.
Google Scholar

MARTUS, STEFFEN (2007): Werkpolitik. Zur Literaturgeschichte kritischer Kommunikation vom 17. bis ins 20. Jahrhundert mit Studien zu Klopstock, Tieck, Goethe und George. Berlin.
Google Scholar DOI: https://doi.org/10.1515/9783110201772

DE MONTHERLANT, HENRY (1968): Geh, spiel mit diesem Staub. Tagebücher 1958-1964. Aus dem Französischen v. Karl August Horst. Köln / Berlin 1968.
Google Scholar

DE MONTHERLANT, HENRY (1969): Tagebücher 1930-1940. Aus dem Französischen v. Karl August Horst. München.
Google Scholar

PIMTO, LOUIS / SCHULTHEIS, FRANZ (eds.) (1997): Streifzüge durch das literarische Feld. Texte von Pierre Bourdieu, Christophe Charle, Moulaud Mammeri, Jean-Michel Péru, Michael Pollak, Anne-Marie Thiesse. Konstanz (Edition discours; Bd. 4).
Google Scholar

RÖSCH, GERTRUD MARIA (ed.) (2005): Codes, Geheimtext und Verschlüsselung. Geschichte und Gegenwart einer Kulturpraxis. Tübingen.
Google Scholar

VOß, TORSTEN (2019): „Drumherum geschrieben?“. Zur Funktion auktorialer Paratexte für die Inszenierung von Autorschaft um 1800. Hannover.
Google Scholar

WAGNER-EGELHAAF, MARTINA (ed.) (2013): Auto(r)fiktion. Literarische Verfahren der Selbstkonstruktion. Bielefeld.
Google Scholar

WEGMANN, THOMAS (2016): ‚Es stimmt ja immer zugleich alles und nichts‘: Zur Theorie des Autors und zum Tod als Gegenstand in Interviews: Müller, Bernhard, Derrida. In: The German Review: Literature, Culture, Theory 91:7-24.
Google Scholar DOI: https://doi.org/10.1080/00168890.2016.1133950

Downloads

Veröffentlicht

2021-12-30

Zitationsvorschlag

Voß, T. (2021). HERMANN LENZ und der Eugen Rapp-Zyklus als Narrativierung des literarischen Feldes der Bundesrepublik?. Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 111–129. https://doi.org/10.18778/2196-8403.2021.06

Ausgabe

Rubrik

Articles