Die Wiedergeburt der verlorenen Heimat aus dem Geist des Romans. Der Schriftsteller Horst Bienek und Schlesien als synästhetischer Grenzraum

Autor/innen

  • Torsten Voß

DOI:

https://doi.org/10.18778/2196-8403.2017.01

Schlagworte:

Horst Bienek, Grenzraum, Synästhesie, Erinnerungskultur, Schlesien, Heimatroman

Abstract

Der Beitrag setzt sich mit der synästhetischen Gestaltung von Grenzräumen im Werk Horst Bieneks auseinander. Anhand der Berücksichtigung von Romanen, Gedichten und Essays werden Bieneks Praktiken der Erinnerung als ein kreativer Umgang mit Geschichte verstanden, der es ermöglicht, das Verlorene ebenso lebendig zu halten und zu gestalten, wie auch die historischen Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund ihrer Vermittlung – über ganz private Schicksale – an den Rezipienten. Bieneks Gleiwitzer Romane und Gedichte werden dadurch zu einem Stück Erinnerungskultur, die sowohl subjektiv als auch repräsentativ sein kann und zusätzlich über Verfahren der Synästhesie die verlorene Heimat wieder zu reanimieren versucht.

Autor/innen-Biografie

Torsten Voß

Priv.-Doz. Dr. phil. habil., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld 2004 bis 2012; seit 2013 Lehrbeauftragter ebd., 2013/2014 Postdoc-Stipendiat am Deutschen Literaturarchiv Marbach (Udo Keller-Stipendium Religion und Moderne), seit WS 2016/2017 Postdoc-Mitarbeiter im FWF-Projekt Zur Funktion auktorialer Paratexte für die Inszenierung von Autorschaft (um 1800) an der Universität Innsbruck, im WS 2017/2018 Vertretungsprofessur/Guest Professor für Neuere deutsche Literatur und Medien an der Universität Innsbruck. Ab 2018: Lehraufträge an den Universitäten Bielefeld und Bamberg. Studium der Germanistik, Geschichtswissenschaft und Pädagogik in Bielefeld, Staatsexamen 2000, Promotion 2004: Die Distanz der Kunst und die Kälte der Formen (Fink 2007). Habilitation 2014: Körper Uniformen und Offiziere. Soldatische Männlichkeiten in der Literatur von Grimmelshausen und J.M.R. Lenz bis Ernst Jünger und Hermann Broch (transcript 2016). Interessenschwerpunkte: Literarischer Katholizismus, Männlichkeitsforschung, Neuere deutsche Literaturgeschichte im europäischen Kontext, Rezeptionsästhetik, Lyrik der klassischen Moderne, Literatur und Film, Paratextualität und Inszenierung von Autorschaft. Zahlreiche Aufsätze und Artikel zur neueren deutschen Literaturgeschichte, vergleichenden Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft. Aktuelles Forschungsprojekt: „Renouveau catholique“ – Literarischer Katholizismus und/als ästhetische Avantgarde in Europa vom 19. bis zum 20. Jahrhundert.

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Veröffentlicht

2017-12-29

Zitationsvorschlag

Voß, T. (2017). Die Wiedergeburt der verlorenen Heimat aus dem Geist des Romans. Der Schriftsteller Horst Bienek und Schlesien als synästhetischer Grenzraum. Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 25–49. https://doi.org/10.18778/2196-8403.2017.01

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