Ungleiche Paare: Kasuswechsel in koordinierten Nominalphrasen

Autor/innen

  • Heinz Vater

DOI:

https://doi.org/10.18778/2196-8403.2013.16

Abstract

In gründlichen Untersuchungen zum Kasusgebrauch im gegenwärtigen Deutsch, ausgelöst durch BASTIAN SICKs Buch Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, habe ich festgestellt, dass SICK (2004) nur die halbe Wahrheit (oder noch weniger) beschreibt, da nicht nur der Genitiv dem Dativ weicht, sondern zunehmend auch Dativ durch Genitiv ersetzt wird. Dazu werden Dativ und Akkusativ vermischt und für alle drei obliquen Kasus tritt oft der Nominativ ein. All das betraf vorwiegend den Kasusgebrauch in Appositionen, aber auch in der Verb- und Präpositionsrektion, wo man neuerdings etwas findet wie Er begab sich in einem anderen Raum, obwohl in als Richtungsangabe den Akkusativ fordert. Mittlerweile stellte ich mit Überraschung fest, dass Kasuswechsel auch in koordinierten NPs zu finden ist, wo z. B. von den Leichen von Generalbundesanwalt Buback und seines Fahrers (statt: seinem Fahrer) die Rede ist. In diesem Aufsatz werden weitere Belege für Kasuswechsel (im synchronen und diachronen Sinne) in Koordinationen vorgestellt und interpretiert, die zunehmende Unsicherheit deutscher Sprecher im Kasusgebrauch zeigen und vermuten lassen, dass sich das Kasussystem des Deutschen in Veränderung, möglicherweise im Verfall befindet.

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Veröffentlicht

2013-12-30

Zitationsvorschlag

Vater, H. (2013). Ungleiche Paare: Kasuswechsel in koordinierten Nominalphrasen. Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 363–383. https://doi.org/10.18778/2196-8403.2013.16

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