Vor, in und hinter der Wirklichkeit. Die Annexion der Persönlichkeit in Ingmar Bergmans Filmnovelle "Persona" und in Martin Walsers Novelle "Ein fliehendes Pferd"
DOI:
https://doi.org/10.18778/2196-8403.2012.06Schlagworte:
pränatale Periode, Wirklichkeit, Todesgrenze, Transplantation der Persönlichkeit, Sigmund FreudAbstract
Jede Existenz wird von der Form verfälscht, aber der Mensch braucht sie, um geboren werden zu können. Die Protagonistin der Filmnovelle Persona von Ingmar Bergman und der Protagonist der Novelle Ein fliehendes Pferd von Martin Walser treten gegen die Formen der sozialen Relationen auf, die ihr Dasein der Authentizität entledigen. Elisabet bringt ihre Existenz bis auf die pränatale Periode zurück, wodurch sie sowohl ihre Form als auch alle von der Realität erzeugten Formen demontiert. Helmut dagegen nimmt ein Spiel mit ihnen auf, indem er sie auf diese Weise konserviert: Er verschiebt seine Existenz an das Ende der postnatalen Periode und gelangt an die Grenze des Todes, der jede Form endgültig vernichtet. Um zu dem ohne Formen nicht auskommenden Leben zurückzukehren, müssen die Protagonisten eine Transplantation der Persönlichkeit vollziehen: Elisabet versucht die Identität von Alma zu übernehmen, und Helmut ist bemüht, die Identität von Klaus an sich zu reißen. Die in ihrer Persönlichkeit eingetretenen Veränderungen werden sichtbarer aus der Perspektive von Sigmund Freud, der auf die Dynamik, Kompliziertheit und Sensibilität der menschlichen Psyche hinweist.
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