Zur Verwendung der Hypotaxe in der gesprochenen Sprache

Autor/innen

  • Carolin Dryhaus

DOI:

https://doi.org/10.18778/2196-8403.2013.12

Abstract

Dieser Beitrag befasst sich mit der syntaktischen Komplexität spontan gesprochener Sprache. Da diese im Vergleich zur Schriftsprache als weniger komplex erachtet wird, wird sie häufig mit einfachen syntaktischen Strukturen gleichgesetzt. Diese Auffassung wurde erstmals 1899 von BEHAGHEL verbreitet, der diesbezüglich auf die grundlegenden Unterschiede von gesprochener und geschriebener Sprache verwies. Hinsichtlich der syntaktischen Struktur stellte er die Hypothese auf, dass die Hypotaxe in der gesprochenen Sprache vermieden werde. Andere Sprachwissenschaftler wie CHAFE (1982) oder KOCH / OESTERREICHER (1985, 1990) schlossen sich dieser Annahme an. Diese Annahme soll im Folgenden anhand einer korpusbasierten Untersuchung exemplarisch widerlegt werden. Mit Hilfe einer Analyse von 20 Transkriptionen einer Radiosendung soll gezeigt werden, dass die Hypotaxe in der spontan gesprochenen Sprache keineswegs vermieden wird und sogar Strukturen mit einem höheren Subordinationsgrad auftreten. Die Analyse zeigt dabei den prozentualen Anteil von Hypotaxe und ihre unterschiedlichen Funktionen. Abschließend erfolgt ein Vergleich zu den Ergebnissen LESKAs (1965).

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Veröffentlicht

2013-12-30

Zitationsvorschlag

Dryhaus, C. (2013). Zur Verwendung der Hypotaxe in der gesprochenen Sprache. Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 253–284. https://doi.org/10.18778/2196-8403.2013.12

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