„In Wirklichkeit war es so…“. Analyse der Erzählinstanz in Robert Neumanns Roman "Struensee. Doktor, Diktator, Favorit und armer Sünder"

Autor/innen

  • Aneta Jachimowicz

DOI:

https://doi.org/10.18778/2196-8403.2015.12

Schlagworte:

Robert Neumann, österreichische Literatur, Exilliteratur, unzuverlässiger Erzähler, historischer Roman

Abstract

Der im Exil von Robert Neumann geschriebene Struensee-Roman aus dem Jahr 1935 wird von der Forschung wegen seiner zahlreichen inhaltlichen und historischen Fehler nicht besonders hoch angesehen. Das Ziel dieser analytischen Untersuchung ist weniger, gegen diesen legitimen Vorwurf zu kämpfen, als vielmehr die Funktion der auf den ersten Blick nicht konsequenten und variablen Erzählweise des Romans zu zeigen, um ihn weiterhin in bestimmte Themen der Zeit zu situieren. Ausgehend von der These, dass man es in Struensee mit einem ‚unzuverlässigen Erzähler‘ zu tun hat, führt die Autorin eine tiefgehende Analyse der Narration durch und zeigt, dass der Eindruck der Unzuverlässigkeit gezielt vom impliziten Autor erzeugt wird. Dadurch gehört der Roman in ästhetische, literarische oder philosophische Diskurse der Zwischenkriegszeit.

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Veröffentlicht

2015-12-30

Zitationsvorschlag

Jachimowicz, A. (2015). „In Wirklichkeit war es so…“. Analyse der Erzählinstanz in Robert Neumanns Roman "Struensee. Doktor, Diktator, Favorit und armer Sünder". Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 191–215. https://doi.org/10.18778/2196-8403.2015.12

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