Das ,Unheimlicheʻ in JAROSŁAW MAREK RYMKIEWICZʼ Umschlagplatz und IGOR OSTACHOWICZʼ Noc żywych Żydów [Nacht der lebenden Juden]

Autor/innen

  • Alexander Höllwerth

DOI:

https://doi.org/10.18778/2196-8403.2021.04

Schlagworte:

Holocaust und Literatur, das ,Unheimlicheʻ, kollektives Trauma, Schuld, kollektives Identität

Abstract

Das ,Unheimlicheʻ rührt sowohl in Jarosław Marek Rymkiewiczʼ Umschlagplatz als auch in Igor Ostachowiczʼ Noc żywych Żydów [Nacht der lebenden Juden] weniger von einer romantischen Faszination am Gespenstischen als vielmehr von einem tiefsetzenden kollektiven Trauma her – ein Trauma, entspringend einem Schuldkomplex, der nur schwer objektivierbar ist. Dieses Trauma lässt das, was Améry als ,Heimat‘ und Flusser als ,Wohnen‘ bezeichnet, brüchig und fragwürdig werden. Allein die Auseinandersetzung mit dem diesem Trauma und diesem Schuldkomplex zugrundelie­genden Menschheitsverbrechen vermag einen Ausweg aus dieser Dynamik des ,Unheimlichen‘ zu bahnen.

Autor/innen-Biografie

Alexander Höllwerth

Dr., Literatur- und Kulturwissenschaftler aus Wien, in den Jahren 2005-2011 war er Lektor des ÖAD (Österreichischer Austauschdienst) am Lehrstuhl für österreichische Literatur und Kultur an der UAM in Poznań. Von 2014-2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Slawischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (Slovanský ústav Akademie věd ČR) in Prag. Publikationen im Bereich der slawistischen und germanistischen Literatur- und Kulturwissenschaften. Derzeit in Wien in der Erwachsenenbildung tätig.

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Veröffentlicht

2021-12-30

Zitationsvorschlag

Höllwerth, A. (2021). Das ,Unheimlicheʻ in JAROSŁAW MAREK RYMKIEWICZʼ Umschlagplatz und IGOR OSTACHOWICZʼ Noc żywych Żydów [Nacht der lebenden Juden]. Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 65–92. https://doi.org/10.18778/2196-8403.2021.04

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