https://orcid.org/0000-0002-6047-1352
(Summary)
The analysis of the “Tygodniówka” column published on the last page of a weekly magazine “Angora” for the years 2020–2021 made it possible to evaluate the way of presenting an individual and his everyday life during the COVID-19 pandemic in a crooked mirror of cartoon jokes. During one year there is an evident change in attitudes and behaviour of people who have already got used to the pandemic to some extent. Due to the length of the material collected and the most visible change that took place in the way of presenting the mocked events, attitudes and human behaviour in the past year, two specific issues of “Angora” were selected, i.e. 49/2020 and 49/2021. In addition, the examples from the holiday issue 33/2021 have shown how the behaviour of an individual living in constant fear of the coronavirus changes during a vacation. A man tired of the prohibitions and sanitary regime to be in force also seeks opportunities not to follow them for a while. He consciously circumvents restrictions and prohibitions, does not comply with the sanitary regime, which is manifested by the resignation from wearing masks and maintaining social distance. All of this can be found in the jokes of “Tygodniówka”, where mercilessly accurately reflects the pandemic reality, although it’s been showed in the crooked mirror. The person seems to be sure that the coronavirus has magically ceased to be a threat, perhaps even disappeared.
Keywords: humour in pandemic, coronavirus pandemic as a joke theme, humour of the “Tygodniówka” in “Angora” magazine
Pandemie von COVID-19 als ‘sich weit ausbreitende, ganze Landstriche, Länder erfassende Seuche; Epidemie großen, globalen Ausmaßes‘[1] wird immer noch zum Thema sowohl der privaten als auch offiziellen Diskussionen. Die früher täglich in den Massenmedien laufenden Informationen über die Zahl der COVID-19-Infizierten und der daran Gestorbenen haben deutlich die Emotionen jedes Zuschauers bzw. Zuhörers beeinflusst. Die steigenden Zahlen der Korona-Opfer hingen vor allem mit der wachsenden Angst vor der überall lauernden Gefahr der Ansteckung und somit der Krankheit zusammen. Der Rezipient wartete darauf, etwas Positives endlich zu hören, mit der Hoffnung, die Pandemie als Übergangssituation überleben zu können. Die Kritik der Regierung nahm unter anderem die Form des Bilderwitzes, in denen das Sprachliche zum Kommentar wurde.
Der Mensch als soziales Individuum zeichnet sich vor allem durch die Fähigkeit aus, mit dem Lächeln und dem Lachen zu reagieren. Auf diese Weise zeigt er seine Emotionen, sowohl diese positiven als auch die negativen. Das betrifft auch alles, was von ihm als eine nicht zu überwindende Krise verstanden wird, über die doch trotzdem gelacht werden kann. Der Sinn für Humor und die Distanz zu sich selbst können als Stärke empfunden werden, die in den schweren Zeiten einem angsterfüllten Menschen helfen. Darüber schreibt Rose (2021):
In der Pandemie ist es schwer, dem eigenen Leben zu entfliehen und andere Perspektiven zu suchen. Aber Selbstdistanz ist wichtig für die geistige und emotionale Stärke.[2]
Die in den Pandemie-Zeiten entstandenen Witze als Reaktion auf die Ereignisse des Alltags nehmen die Form eines übertriebenen Kommentars an. Die einander ergänzenden sprachlichen und außersprachlichen Mittel des Humoristischen werden somit zur Waffe im Kampf gegen diese wachsende Angst vor dem Virus und dem sich hinter ihm verbergenden Tod.
Die erwähnten kurzen humoristischen Texte bzw. Bildergeschichten oder Bilderwitze erschienen in den elektronischen Massenmedien, wobei aber auch der Presse eine wichtige Rolle zugeschrieben wird, die ihre Leser mit den Nachrichten aus allen Bereichen des politischen, kulturellen und sozialen Lebens konfrontiert. Nicht ohne Bedeutung ist dabei die Tatsache, dass die heutige Presse in zwei nebeneinander existierenden Formen erscheint – einer traditionellen, gedruckten und einer elektronischen, was mit der Reichweite zusammenhängt.
Die Presse hat neben ihrer informierenden Funktion auch eine unterhaltende, worüber Sikorska-Bujnowicz in ihrem Artikel schreibt.[3] Diese Rolle wird der Karikatur, dem Bilderwitz oder den kurzen Sprachwitzen zugeschrieben. Im Zerrspiegel wird der Alltag so präsentiert, dass die Witze eine entlastende Funktion bekommen.
Über den Humor der Pandemiezeit schreibt in „Dziennik Gazeta Prawna“ vom 17. März 2020 Kapiszewski[4], indem er verschiedene Mittel nennt, die dem Menschen in solchen Krisesituationen helfen können:
Podstawowym orężem w walce z pandemią stała się satyra skrojona na miarę naszych czasów. Internet kipi od memów, głównie obśmiewających fakt niemożliwości zdobycia środków do dezynfekcji.[5]
Hodalska (2020) betont den außergewöhnlichen Charakter des Humors der Pandemiezeit:
Żarty z maseczek ochronnych, papieru toaletowego, mandatów czy masowych zakupów makaronu i mydła są unikalnym zapisem historii pandemii koronawirusa. Ich uniwersalna forma, ułatwiająca spontaniczną replikację w globalnej sieci prawdopodobnie sprawi, że w „zbiorowej pamięci zarazy” zapiszą się również korona-dowcipy.[6]
Die Autorin benutzt den Begriff tarcza antydepresyjna, verstanden als Schutzwaffe gegen Depression. Sie weist darauf hin, dass der Humor eines der Mittel im Kampf gegen den Stress und die damit zusammenhängende Hilflosigkeit sein kann. Die im Individuum wachsenden Angst und Frustration, neben denen Wut und Aggression erscheinen, tragen dazu bei, dass es nach dem Mittel sucht, sie zu neutralisieren. Der Humor wird dann zum Sicherheitsventil, was schon Anfang des XX. Jahrhunderts Freud (1905/1974)[7] i Bergson (1900/2011)[8] behauptet haben. Die gegenwärtige Psychologie basiert auf ihrer Theorie und beschäftigt sich u.a. mit den Forschungen über die Rolle des Humors im Leben der an Depression leidenden Patienten. Braniecka, Parnowska und Radomska (2012) schreiben über die Bedeutung des Sinns für Humor folgendermaßen:
(…) poczucie humoru ułatwia przyjmowanie optymistycznej perspektywy wobec stresujących wydarzeń, zmniejsza doświadczany niepokój, poprawia nastrój oraz służy jako ważny mechanizm radzenia sobie.[9]
Daraus resultiert, dass der Humor neben der Unterhaltungsfunktion auch eine therapeutische hat.
Über die Funktion des Humors im Leben des Menschen, verstanden als soziales Individuum, schreibt Sikorska-Bujnowicz (2013, 2016, 2017, 2019)[10], die dabei auf den von Titze (2009a, 2009b)[11] gebrauchten Begriff Resilienz hinweist. Damit hängen folgende Merkmale des Menschen mit dem Sinn für Humor zusammen: [+optimistisch], [+selbstdistanziert], [+sozial kompetent], [+kommunikativ] i [+seine Kräfte mit Hilfe des Humors aktivierend]. Das Lachen und der Sinn für Humor können bewirken, dass man entweder zum Mitglied einer sozialen Gruppe wird (Kohäsion) oder aber aus dieser ausgeschlossen wird (Exklusion).
Rusek (2012)[12] beruft sich in ihrem Artikel auf Plessner (1988), der das Lächeln als Ausdruck der Menschlichkeit definierte. Die Fähigkeit, seine Emotionen mit dem Lächeln und dem Lachen zu zeigen wird dem Menschen zugeschrieben, der als soziales Wesen vor allem in den Situationen ohne Ausweg mit den Problemen zurechtkommt. Die Reaktion auf die stressigen Situationen führt somit zur Entwicklung der Abwehrmechanismen, die mit der Fähigkeit zusammenhängen, zu allem Negativen Abstand zu halten.
Über die Rolle des Humors als Mittel zum Zähmen der Gefahr und der Bedrohung schreiben u.a. Kapiszewski (2020)[13] und Hodalska (2020)[14], die den Humor der Pandemiezeiten Koronahumor nennt.
Die durchgeführte Analyse der Rubrik „Tygodniówka“ aus den Jahren 2020–2021 zeigte, wie die Zeiten der Pandemie von COVID-19 im Zerrspiegel der Bilderwitze präsentiert wurden. Wegen des Materialumfangs und vor allem wegen der besonders sichtbaren Veränderungen in der Art und Weise, auf die das menschliche Verhalten dem Coronavirus und der mit ihm zusammenhängenden immer noch bestehenden Ansteckungs- und sogar Todesgefahr gegenüber gezeigt wurde, wurden zwei Ausgaben von „Angora“ analysiert, d.h. 49/2020 i 49/2021. Am Beispiel der Sommerferiennummer 33/2021 konnte gezeigt werden, wie der Urlaub in der Pandemie das Verhalten des Menschen, der ständig Angst vor dem Coronavirus hat, ändern kann. Es stellt sich heraus, dass der im Alltag mit strengen Verboten und Befehlen konfrontierte Mensch sich anders zu verhalten beginnt. Im Witz wird ausgelacht, wie alles Verbotene und Befohlene umgangen wird. Man verzichtet auf die Schutzmasken und vergisst die Pandemie für die kurze Zeit des Urlaubs. Solche Bilder sind aber keine vom Spiegel des Witzes verzerrten Szenen des Alltags, sondern die Realität.
Der Versuch, die Pandemie zu zähmen, kann auch seiner Art Abfinden mit dem kommenden Tod sein. Die COVID-19-Gefahr besteht immer noch, aber der Mensch hat sich daran schon gewöhnt. Das Leben mit Angst vor dem lauernden Virus wird zum quasi normalen Alltag. Man geht davon aus, dass es doch immer noch schlimmer werden kann. Darüber, wie die Angst gezähmt werden kann und wie sprachlich mit dem Tod gespielt wird, schreibt u.a. Chudzik.[15]
Die Wochenzeitschrift „Angora“ bietet dem Leser einen Überblick über die Ereignisse aus aller Welt. Sie beinhaltet die aus der polnischen und der ausländischen Presse stammenden Nachrichten und wird somit zur Quelle der Informationen über die vergangene Woche. Daneben erscheinen in „Angora“ die Feuilletons, die als Kommentare zu den aktuellen Situation im Inn- und Ausland sind.
Der Titel der Rubrik wird in erster Linie mit der Bedeutung des Wortes tygodniówka[17] als ‘Wochenlohn’ konfrontiert, wobei in Słownik Języka Polskiego PWN noch zwei weitere umgangssprachliche Bedeutungen zu finden sind, d.h. 2. ’Wochentaschengeldʽ i 3. ’etwas, was eine Woche dauertʽ. Demzufolge kann „Tygodniówka“ einen ironischen Lohn in Form des Kommentars zu den Ereignissen der vergangenen Woche bedeuten. Andererseits bezieht sich diese Rubrik wortwörtlich auf den humoristisch kommentierten Zeitrahmen.
In „Tygodniówka“ findet man Bilderwitze[18] in verschiedener Form. Manche von ihnen werden zusätzlich mit sprachlichen Elementen ergänzt. Einerseits sind es Aussagen der im Witz gezeigten Protagonisten, andererseits – Kommentare zu den präsentierten ausgelachten Situationen oder aber auch Informationen über die Seiten in „Angora“, wo der ein bestimmtes Thema berührende Text zu finden ist. Als ironisch kann die Überschrift von „Tygodniówka“ verstanden werden, nämlich: „Dla tych, co nie lubią czytać“[19].
In der analysierten Rubrik lassen sich Bilderwitze finden, die nach den ausgelachten Themen eingeteilt werden können. Es sind folgende Gruppen:
Unter den analysierten Bilderwitzen gibt es auch solche, die die Arbeit der Regierung in anderen Bereichen kritisieren:
Aus der Zusammenstellung geht hervor, dass 2020 die zuerst eingeführten und dann gelockerten Einschränkungen das meist ausgelachte Thema waren.
Im Punkt 3.1. werden die Witze aus „Tygodniówka“ aus der Ausgabe 49 vom 6. Dezember 2020 präsentiert.
Die für die Zwecke der Analyse ausgewählte Ausgabe 49/2020 kommentiert u.a. die Vorweihnachtszeit in Zeiten der Pandemie. Diese mit Freude und Feiern im Familienkreis assoziierten Tage werden in den von „Tygodniówka“ angebotenen Witzen vor allem in Bezug auf die Einstellung der Polen zu den als Schutzmaßnahmen eingeführten Regelungen und Verboten, darunter zur Personenobergrenze, gezeigt. Demzufolge ist es nicht nur ein emotionaler Kommentar zu den Ereignissen der vergangenen Woche, sondern auch eine quasi Analyse des menschlichen Verhaltens in dieser Zeit.
Die im Weiteren besprochenen Witze aus „Tygodniówka“ wurden durchnummeriert. Als Einführung in die Analyse dient der Scan der kopierten letzten Seite der Wochenzeitschrift „Angora“ vom 6. Dezember 2020, auf der zusätzlich die Witze mit den Nummern versehen wurden.
Ein die Skipiste herunterfahrender Gorale wird zur lebenden Werbung für seine eigene Pension, die den geltenden Verboten entsprechend geschlossen bleiben soll. Der Text enthält keine Informationen über die umgangenen Vorschriften, aber die Aufschriften „Dobrze gotuję.” („Ich koche gut.“ eigene Übersetzung) und „Jestem gościnny.“ („Ich bin gastfreundlich.“ eigene Übersetzung) sind als eine Einladung für den neben dem Goralen Ski fahrenden Touristen zu verstehen. Dank der Mehrdeutigkeit können sie als eine versteckte Botschaft verstanden werden. Unter dem Witz finden wir die Information über die Platzierung der Texte, die das Thema der immer noch geöffneten Skipisten bei den gleichzeitig geschlossenen Hotels, Pensionen und Restaurants berühren.

Bild 1. „Tygodniówka“ aus der Ausgabe 49/2020 von „Angora“ vom 6.12.2020. (eigene Bearbeitung)
Die auf dem Bild 2 zu sehende Frau will um jeden Preis und sofort in einen Laden rein, der nach langen Zeit wieder eröffnet wurde. Die Preissenkung um 80% lockt zusätzlich, worüber der hinzugefügte Text informiert. Der die Protagonistin begleitende Mann bewahrt Ruhe, denkt an die immer noch geltenden Distanzvorschriften als Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus und versucht seine Frau zu „disziplinieren“, wobei der Text „Halina, zachowaj dystans!“ (also ʼHalina, halt Abstand!̒ eigene Übersetzung) doppeldeutig ist. Einerseits kann es eben um die soziale Distanz in der Pandemie gehen, andererseits – um den Abstand zum verlockenden Sonderangebot.
Die in der Vorweihnatszeit eingeführten Personenobergrenzen in Bezug auf den anstehenden Heiligabend werden hier zur Zielscheibe und zum Motiv. Am Tisch sitzen fünf Personen, was den geltenden Vorschriften entspricht. Die Familie wird von einem Polizisten draußen beobachtet, der keine Verstöße gegen das Gesetz feststellen kann. Auf dem Bild sieht der Rezipient jedoch noch, dass unter dem Tisch weitere Gäste sitzen, wovon vier Augenpaare und die einen leeren Teller haltende Hand zeugen. Das bestätigt zusätzlich der Text „Pst, wujek Stefan prosi o dokładkę pierogów!“ („Pst, Onkel Stefan bittet um eine weitere Portion Piroggen!“ eigene Übersetzung). Die Art und Weise, wie man mit den Verboten in Zeiten der Pandemie zurechtkommt, wird hier mithilfe des Bildes und der Sprache kommentiert.
Das extreme Kosten generierende Warschauer Notfallkrankenhaus im Nationalstadion wird hier von der Autorin kritisiert. Der Rezipient wird mit leeren Betten konfrontiert, die für potentielle COVID-19-Patienten vorbereitet wurden. Im Vordergrund sieht man sogar ein Spinnennetz, das ein Symbol der vergehenden Zeit ist, in der das Bett entweder schon lange her oder sogar gar nicht besetzt war. Der Arzt hält einen Staubbesen in der Hand und symbolisiert somit ironisch seinen Einsatz. Anstatt gegen COVID-19 zu kämpfen, beseitigt er nur den sich überall sammelnden Staub.
In dieser Ausgabe findet der Leser auch einen Witz mit der Werbung für „Black week“, also für die Zeit der Sonderangebote. Hier liegt ein Wortspiel vor, denn die Farbe der Soutanne des nach einem zusätzlichen Rabatt fragenden Priesters entspricht der im „Black week“ stehenden.
Dieser Witz kann in Bezug auf die Pandemiezahlen analysiert werden. „Black week“ kann als die Zeit der steigenden Zahlen der an COVID-19 Verstorbenen verstanden werden, wobei der Priester als Symbol der Bestattung gelten kann.
In diesem Fall liegt eine politische Anspielung auf die von dem Minister Jacek Sasin vorbereitete Briefwahl. Sie fand nicht statt, hing aber mit extremen Kosten zusammen. Die Autorin des Witzes beruft sich auf dieses Ereignis, indem sie Sasin zeigt, der zusammen mit einem Arbeiter einer Druckerei schon plant, eine Milliarde Einladungen zu den Winterspielen 2023 in Polen zu drucken, um deren Organisation sich Polen beworben hat. Das Entschlüsseln der versteckten Botschaft verlangt von dem Rezipienten, das politische Leben Polens zu kennen.
Der Witz wurde von der Autorin mit folgender Unterschrift versehen: „Minister sprawiedliwości Zbigniew Ziobro stwierdził, że w negocjacjach z UE nie można być «miękiszonem»…“ („Gerechtigkeitsminister Zbigniew Ziobro behauptete, in den Verhandlungen mit der EU sollte man kein Weichei sein.“, eigene Übersetzung). Der Text soll einem die innere politische Situation Polens nicht kennenden Rezipienten erklären, warum das neu gebildete Wort in der Debatte erschien. Im Witz sieht man einen das Fenster putzenden Mann, den seine Mutter beobachtet und ihm Vorwürfe macht, indem sie sagt „Nie bądź, synu, miękiszonem!“ („Sei kein Weichei, Sohn!“, eigene Übersetzung). Der Satz ist doppeldeutig und lässt demzufolge zwei Interpretationen zu. Einerseits kann er eine an den Sohn gerichtete Kritik sein, weil er nach Meinung seiner Mutter die einer Frau zugeschriebenen Haushaltsarbeiten erledigt. Andererseits kann die Aussage als eine Anregung verstanden werden, das Fenster richtig zu putzen. An diesem Beispiel sehen wir, dass die Elemente der politischen Debatte zum Motiv und zum Thema des Humoristischen werden können.
Die besprochene Rubrik besteht aus den Bilderwitzen, die genauso wie die aus dem Jahre 2020 folgende mit der Pandemie verbundenen Themen im Zerrspiegel darstellen:
Neben den genannten Themen erscheinen in der humoristischen Form auch die Kommentare zur Arbeit der Regierung oder der polnischen Abgeordneten zum Europäischen Parlament:
Aus der Zusammenstellung geht hervor, dass 2021 die zuerst eingeführten und dann gelockerten Verbote und die Impfungen am meisten ausgelacht wurden.
Im Punkt 4.1. werden die Witze aus „Tygodniówka“ der Ausgabe 33 vom 15. August 2021 besprochen.
„Tygodniówka“ aus der Ausgabe 33/2021 heißt „Wakacje“ wegen der Sommerferien, in denen „Angora“ erscheint. Die Zeit der Erholung und des Urlaubs zeigt die Veränderung der Einstellung der Menschen zur Pandemie. Auch in diesem Fall wird zuerst die gescannte Kopie der letzten Seite von „Angora“ vom 15.August 2021 mit den für die Zwecke der Analyse aufgetragenen Nummern der Witze präsentiert.
Die Sommerferien zeigten deutlich, dass diese Zeit für die meisten Urlauber auch eine Erholung von der Pandemie bedeutete. Von den sinkenden Zahlen der Infizierten überzeugt verzichtete man auf die Schutzmasken und dachte man nicht mehr an die soziale Distanz. Die Autoren von „Tygodniówka“ kommentieren das weiter auf ihre ironische Art und Weise.

Bild 2. „Tygodniówka“ aus der Ausgabe 33/2021 von „Angora“ vom 5.08.2021. (eigene Bearbeitung)
Auf dem Bild sieht man viele sich am Strand erholende Urlauber, die die notwendige soziale Distanz als Schutzmaßnamhe gegen COVID-19 völlig missachten. Der Wegweiser in Form eines Labyrinths informiert über den Weg zur Toilette. Das Leiden eines von den Touristen lässt sich von seinem Gesicht ablesen. Somit kann die Wirkung des Bildes als eines der außersprachlichen Mittel des Humoristischen betont werden. Ein Labyrinth wird mit Problemen assoziiert, die nicht zu schnell gelöst werden können, was natürlich in diesem Fall verschieden enden kann – der Leidende läuft entweder schnell ins Wasser oder aber sucht er einen ruhigen Platz auf den Dünen. Beides bedeutet einen Verstoß gegen Gesetz, aber der Druck, die Notdurft zu verrichten, gewinnt. Man achtet nicht mehr darauf, was verboten und was erlaubt ist.
Die Pandemiezeit bedeutete auch das Homeoffice und den ständigen Kontakt via Internet. Der Urlaub ändert es nicht. Die Handys oder Tablets sind in dieser schweren Zeit zum festen Bestandteil des Alltags geworden. Die Urlaubsbräune in einer komischen Form wäre dann ein Beweis dafür, wie wichtig die genannten Geräte sind, wenn man sich von ihnen sogar am Strand nicht trennen kann und will. Das Problem wird mithilfe der Aussage des älteren Jungen betont, der seinem Bruder mitteilt, dass der Vater eingeschlafen ist, ohne dass er das Handy und das Tablet weglegt hat. Interessant ist aber dabei die Tatsache, dass der Sprechende selbst in der Hosentasche ein Mobiltelefon hat, von dem er sich nicht trennen will.
In diesem Fall liegt ein makabrer Witz vor. Im Vordergrund sieht man zwei spazierende Männer, die über die Folgen des Zeckenbisses sprechen. Mit der Frage „A ile taki kleszcz wypije krwi?“ („Und wie viel Blut saugt so eine Zecke auf?“, eigene Übersetzung) machen sie sich Gedanken darüber, wie gefährlich die Zecken sein können. Die Antwort ist im Hintergrund zu sehen – überall auf den Zweigen hängen menschliche Leichen und zwischen den Bäumen steht eine riesengroße Zecke. Sie ist eben die Antwort auf die von den Spazierenden gestellte Frage. Makabrer Witz arbeitet demzufolge mit dem Bild, das mit dem genannten Satz betont wird.
Der Urlaub am Meer in den Pandemiezeiten hängt auch mit der Frage zusammen, wie sich die Sanitätsregelungen und Verbote auf die Gastronomie ausgewirkt haben. Das Essen ist zwar immer noch lecker, aber eine enorm hohe Rechnung bereitet dann doch Gesundheitsprobleme.
In diesem Witz sehen wir einen Touristenstrom auf dem Weg zu Morskie Oko. Manche von ihnen wissen gar nicht mehr, ob sie hin oder zurückgehen („Heniek, my idziemy nad Morskie Oko czy już wracamy?“). Wieder wird die menschliche Nachlässigkeit dem Coronavirus gegenüber, das in den Sommerferien doch immer noch aktiv bleibt, kritisiert. Niemand trägt eine Schutzmaske, geschweige denn achtet auf die notwendige soziale Distanz.
Die Werbung für Bier hat hier die Form von einem sich auf der Hängematte erholenden Kasten. Der Kommentar: „Długo leżakowane!“ („Lange gelagert!“ e.Ü.) ist ein Wortspiel, in dem die Bedeutungsverschiebung der polnischen Wörter leżak („Liegestuhl“ e.Ü.) und leżakowanie („das Sich-Erholen in einem Liegestuhl“ e.Ü. ) auf das deutsche Wort Hängematte vorliegt, mit dem auch die Erholung assoziiert wird. Die Bedeutung von leżakowanie als ʼo alkoholach: być przetrzymywanym w beczkach lub kadziach dębowych w celu dojrzewaniaʽ[29], was im Deutschen die Entsprechung von lagern[30] ist. Der Text „Długo leżakowane!“ wird mit einem Werbeslogan assoziiert, was zusätzlich die Unterschrift „Przerwa na reklamę“ („Werbeunterbrechung“, e.Ü.) bestätigt.
Wie im Witz 11 werden hier die steigenden Preise kritisiert, die sich diesmal auf die Erholung in Polen beziehen. Der Autor vergleicht sie mit den eines Urlaubs in Ägypten. Der Kommentar: „Nie narzekaj! Nie stać nas na Jastarnię!“ („Beschwere dich nicht! Wir können uns Jastarnia nicht leisten!“ e.Ü.) ist eindeutig.
Eine Touristin will gar nicht bemerken, dass es angefangen hat zu regnen, was ihre Erholung unterbrechen könnte. Ihr unter einem Regenschirm stehende Ehemann erklärt es einem anderen Touristen: „Żona uparła się, że wykorzysta swój urlop do końca!“ („Meine Frau bestand darauf, ihren Urlaub völlig zu nutzen!“, e.Ü.). Der Rezipient kann demzufolge vermuten, indem er sich auf die immer noch dauernde Pandemie bezieht, dass diese Urlauberin ihren Urlaub auch als Erholung von dem Coronavirus versteht.
Im Punkt 4.2. werden die Witze aus „Tygodniówka“ aus der Ausgabe 49 vom 5. Dezember 2021 dargestellt.
„Tygodniówka“ aus der Ausgabe 49/2021 erschien ein Jahr nach der früher im Punkt 3.1. präsentierten Rubrik der Ausgabe 49/2020. Es lässt uns die Frage beantworten, ob es eventuell Unterschiede im humoristischen Kommentieren der Pandemie gibt. Im Laufe des Jahres ist der Menschheit nicht gelungen, das Virus zu bekämpfen, obwohl in aller Welt verschiedene Schutzmaßnahmen, Regelungen und Verbote eingeführt wurden. Das ist auch in den Witzen sichtbar.
Wie es auch früher der Fall war, wird zuerst die gescannte Kopie der letzten Seite von „Angora” vom 5. Dezember 2021 mit den für die Zwecke der Analyse aufgetragenen Nummern der Witze präsentiert.
In dieser Ausgabe erscheinen neben den Coronawitzen eine Paraphrase der Werbung für Morliny (mit Adam Małysz in der Hauptrolle) und ein Kommentar zu der eingeführten Handy-App, die das Reisen auf der Autobahn A4 erleichtern soll.
Unter dem Witz steht geschrieben: „Informacja medyczna“ („Medizinische Information“ e.Ü.) und „Rząd chce rejestrować elektronicznie wszystkie ciąże w Polsce“ („Die Regierung will alle Schwangerschaften in Polen elektronisch registrieren“ e.Ü.). Man findet an dieser Stelle auch die Seitennummer, wo der damit zusammenhängende Text zu finden ist. Die Idee, Polnisches Institut für Familie und Demographie zu bilden, erscheint in Form eines Bilderwitzes. Man sieht einen hinter dem Schrank im Schlafzimmer stehenden Beamten, der fragt, ob man schon eine Schwangerschaft registrieren kann („Przepraszam, czy możemy już zarejestrować ciążę?“).
Im Witz wird auf einen Vorschlag reagiert, „Dziady“ von Mickiewicz nicht im Theater zu sehen, sondern im Fernsehen. Es wird hier mit dem Wort dziady als ʼalte Männerʽgespielt. Mit dem Titel „Dziady“ werden die auf dem Fernsehbildschirm gezeigten Gesichter der älteren Politiker zusammengestellt – das von Jarosław Kaczyński und das von Ryszard Terlecki. Es ist demzufolge ein politischer Witz, in dem konkrete Politiker zur Zielscheibe geworden sind.

Bild 3. „Tygodniówka“ aus der Ausgabe 49/2021 von „Angora“ vom 5.12.2021. (eigene Bearbeitung)
Der Witz kommentiert die pandemische Lage in Polen und kritisiert die Einstellung der Regierenden dazu. Das betonen die zitierten Worte von Owsiak „Polacy, róbta, co chceta!“ („Polen, macht, was ihr wollt!“ e.Ü.). Der Autor zeigt hier den tragikomischen Charakter dieser Situation. Die paraphrasierte Losung von Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy wird von den Jerzy Owsiak ständig kritisierenden Politikern der regierenden Partei benutzt, sodass sie die ganze Schuld an der immer noch andauernden Pandemie den Polen als Volk zuschreiben. Die Aussagekraft ist nicht zu übersehen. Der lächelnde Gesundheitsminister und der Vorsitzende der regierenden Partei sind hilflos. Im Hintergrund sieht man die Informationen über die COVID-19-Infizierten und die erschrockenen Ärzte aus dem Medizinischen Rat, deren Ratschläge von der Regierung gar nicht berücksichtigt werden.
Die Pandemiewitze beziehen sich auch auf die wirtschaftliche Lage. Das Versprechen der Regierung, gegen die Inflation zu kämpfen, indem die Mehrwertsteuer für Energie und Treibstoffe wie Benzin und Erdöl gesenkt wird („Walka z inflacją. Rząd zapowiada obniżkę VAT i akcyzy na energię i paliwo (…)“ ) wird mit dem Antiinflationsschild konfrontiert, der von dem Witzprotagonisten getragen wird. Mit dem Schild kann der Käufer ganz ruhig durch die Geschäfte gehen, ohne an die hohen Preise zu denken.
Unter den Pandemiewitzen gibt es auch eine Werbeunterbrechung („Przerwa na reklamę“). Zwei Skispringer können demzufolge mit den Werbegestalten assoziiert werden, die in der Werbung für die Firma Morliny erscheinen. Im Original tritt Adam Małysz auf. Der im Witz gebrauchte Text hängt mit einem konkreten Werbespot zusammen, der jedoch dem Rezipienten bekannt sein soll, damit er den Bilderwitz versteht.
In diesem Witz wird die Idee von der Abgeordneten zum Europäischen Parlament Sylwia Spurek, den Pferdesport zu verbieten, ausgelacht. Der Autor zeigt, was dann dem Reitschüler zur Verfügung stünde – nur ein Schaukelpferd. Mit dem Satz: „Jak się dobrze rozbujasz, to przeskoczysz.“ („Wenn du dich aufschaukelst, dann springst du über“, e.Ü.).
„Tygodniówka“ aus der Ausgabe 49/2021 wird mit dem Witz über die eingeführte Handy-App beendet, mit der für die Fahrt auf der Autobahn A4 gezahlt werden kann. Der Leser sieht hier einen Mann am Steuer und neben ihm vermutlich seine Schwiegermutter/Mutter/Ehefrau. Sie versucht ihn zu trösten, weil er höchstwahrscheinlich diese App in seinem Handy noch nicht installiert hat und Probleme hat, sich frei auf der Autobahn fortzubewegen und seine Beifahrerin nach Hause zu bringen: „Nie przeżywaj tak tej aplikacji! Kiedy indziej mnie odwieziesz.“ („Denk nicht die ganze Zeit an diese App! Du bringst mich an einem anderen Tag nach Hause.“, e.Ü.). Die versteckte Botschaft betrifft die nicht selten komplizierten Relationen Schwiegermutter – Schwiegersohn, Mutter – Sohn oder Ehemann – Ehefrau.
Die im vorliegenden Beitrag besprochenen Bilderwitze bilden nur einen Ausschnitt aus dem ganzen humoristischen Material, das im Laufe der beiden ersten Pandemiejahre in „Tygodniówka“ erschienen ist.
Der von den Zeichnern von „Angora“ angebotene Witz ist nicht selten auch ein schwarzer Humor (Witz 4, 10, 18). Die Autoren schaffen auch politische Witze (Witz 6, 7, 16, 17, 18, 19, 21). Außerdem wird über Neuigkeiten gelacht (Witz 22) und die vorhandenen Werbespots werden paraphrasiert (Witz 5, 13, 20).
Die Sommerferien an der Ostsee und die Erholung am Strand bedeuten nicht, dass wir auf unser E-Leben im Internet verzichten können (Witz 9). Schlechtes Wetter bringt einen Urlauber nicht auf die Idee, früher nach Hause zu fahren (Witz 15). Trotz der immer noch andauernden Pandemie von COVID-19 verleiht die Erholung an frischer Luft den Urlaubern das Gefühl, frei von allen geltenden Schutzmaßnahmen und Regelungen zu sein (Witz 12).
Die Erholung in Polen wird immer teurer, sodass es sich herausstellt, dass ein Urlaub im Ausland viel billiger sein kann (Witz 11, 14). Paradoxerweise gibt uns die Pandemiezeit die Möglichkeit, die bisher unrealisierbaren Wünsche, exotische Länder im Urlaub zu entdecken, zu realisieren.
Das erste Jahr mit dem Coronavirus brachte auch die Veränderung in der Denkweise der Menschen. Die bisher geltenden Einschränkungen, Schutzmaßnahmen und Regelungen werden heute noch von vielen in Frage gestellt (Witz 1, 2, 3, 12).
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