Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica, 16, 2022
https://doi.org/10.18778/1427-9665.16.07

Magdalena Tomecka*

DER EINFLUSS DER DEUTSCHEN ENTLEHNUNGEN AUS DEM BEREICH DER MODE AUF DEN OBERSCHLESISCHEN DIALEKT


THE INFLUENCE OF GERMAN BORROWINGS FROM THE FIELD OF FASHION ON THE UPPER SILESIAN DIALECT


(Summary)

The entire Upper Silesian dialect is based on the Polish language system, and all elements from German are treated as borrowings. The main aim of the research was to focus on the issue of German loanwords in the field of clothing vocabulary that appear in the Upper Silesian dialect and which are listed in the “Dictionary of Silesian dialect” by Barbara and Adam Podgórski. The question of the assimilation of these borrowings was analysed on three levels: morphological, graphic and semantic.

Keywords: German loanwords, the Upper Silesian dialect, fashion vocabulary, adaptation of borrowings.


Die deutschen Einflüsse auf die polnische Sprache und ihre Auswirkungen werden von vielen Wissenschaftlern erforscht, was zahlreiche Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet belegen.[1] Die politischen, kulturellen und zugleich sprachlichen Beziehungen zwischen Deutschen und Polen trugen dazu bei, dass das polnische Sprachsystem zahlreiche Elemente des deutschen Wortschatzes übernahm, die noch heute einen wichtigen Teil desGegenwartspolnischen ausmachen (vgl. Sikorska-Bujnowicz 2014, S.65). Ein Gebiet, indem deutsche Entlehnungen besonders häufig vorkommen, ist Oberschlesien. Der Einfluss der deutschen Sprache auf den oberschlesischen Dialekt ist eine Erscheinung, die in vielen Lebensbereichen zu beobachten ist und in den Arbeiten von Sprachwissenschaftlern häufig analysiert wird[2]. Wie Rudnicka-Fira (2018, S.121) feststellt, sind die Gründe für das Vorhandensein der deutschen Sprache in der Mundart vor allem in der Geschichte der Region zu sehen, genauer gesagt in der historischen und politischen Vergangenheit dieser Länder. Der Prozess der Germanisierung Oberschlesiens wird vor allem mit der Herrschaft Friedrichs II. von Hohenzollern und Adolf Hitlers in Verbindung gebracht, die den Polen die deutsche Sprache, Tradition und Kultur aufzwangen (vgl. Gospodarek 1968, S.20).

Vor dem Hintergrund der besonderen Situation Oberschlesiens ist ein hoher Anteil an Germanismen nicht überraschend. Der deutsche Wortschatz wurde auf vielen Ebenen assimiliert, u.a. auf graphischer, semantischer, morphologischer und phonetischer Ebene, und bereicherte so das polnische Sprachsystem.

In diesem Beitrag wird das aus dem Deutschen entlehnte oberschlesische Vokabular aus dem Bereich der Mode analysiert. Das Ziel der Studie ist zu zeigen, welche sprachlichen Elemente deutschen Ursprungs im Bereich der Mode die oberschlesische Mundart beeinflussen. Die Arbeit basiert auf lexikalischem Material aus dem Wörterbuch: „Słownik Gwar Śląskich: godómy po naszemu, czyli po śląsku von Barbara und Andrzej Podgórski, das 55 Germanismen aus dem oben genannten Bereich umfasst. Es sei darauf hingewiesen, dass nicht alle der unten aufgeführten Entlehnungen den Benutzern des oberschlesischen Dialekts zumindest passiv bekannt sein dürften:

der Abnäher <abnyjer; der Absatz <abzac; die Achsel <aksla; der Anzug <ancug; der Arbeitanzug <arbajtancug; das Armband <armbant; die Badehose <badki; das Badetuch <badetuch; das Bett <bety; die Bügelfalte <bigelfalty; die Bombelmütze <bombelmyca; die Brust <bruclik; die Brille <brile/bryle; das Zeug <cojg; das Haus + dasTuch <chazucka; der Zügel <cukle; der Zipfel <cyplik; die Garnitur <garnitura; dieHalbschuhe <halbki; das Halsband <halsbant; das Halstuch <halstuch; der(Büsten)Halter <halter; die Haarnadel <harnadla; die Hose <hoze; der Hut <hut; derÜberzieher <ibercijer; die Juppe <jupa; die Kappe + der Rock <kapudrok; der Kattun <kartunka; der Käscher <kasierka; das Kleid <klajd; klappern + der Latsch <klaperlacze; der Kragen <kragen; der Ohrring <oring(le); der Mantel <mantel; der Mandel + die Schürze <mantelszyrca; der Pantoffel <pantofle; der Pelzmantel <pelcmantel; der Puff <pufa; der Puff + die Jacke <pufjaka; die Reisetasche <rajzetasza; der Rock <rok;; derSchlitz <szlic; derSchlips <szlips; die Spitze <szpice; das Taschentuch <taszyntuch; dieTasche <tasza; derTrägerrock <tryjgerrok; die Turnschuhe <turnszuły; die Unterhose <unterhoze; <derUnterrock <unterok; <die Weste <westa.

1. Graphische Anpassung

Obwohl die Rechtschreibung nicht als sprachliche Angelegenheit betrachtet wird, spielt sie dennoch eine wichtige Rolle bei der Untersuchung lexikalischer Entlehnungen, weil man u.a. mit ihrer Hilfe überprüfen kann, inwieweit ein bestimmtes Wort in die Zielsprache assimiliert wurde (vgl. Mańczak-Wohlfeld 1995, S.42). Unter dem Aspekt der grafischen Anpassung sieht man, wie einzelne Buchstaben deutscher Entlehnungen durch polnische ersetzt werden.

Aus der Analyse des gesammelten Forschungsmaterials geht hervor, dass von den oben erwähnten 55 Germanismen nur vier Lexeme ihre ursprüngliche schriftliche Form nicht verändert haben: <deutsch: das Halstuch – schlesisch: halstuch; <deutsch: der Halter – schlesisch: halter; <deutsch: der Hut – schlesisch: hut; <deutsch: der Mantel – schlesisch: mantel. Bei den übrigen lexikalischen Einheiten gibt es einige Veränderungen, die von der Assimilation dieser Wörter durch das Polnische auf schriftlicher Ebene zeugen:

Vokale oder Vokalgruppen

Bei der Assimilation von Vokalen oder Vokalgruppen werden deutsche Wörter mit folgenden Änderungen an den oberschlesischen Dialekt angepasst:

Beispiele: <deutsch: der Abnäher – schlesisch: abnyjer; <deutsch: der Trägerrock – schlesisch: tryjgerok.

Beispiele: <deutsch: die Bügelfalte – schlesisch: bigelfalty; <deutsch: die Bombelmütze – schlesisch: bombelmyca; <deutsch: der Zügel – schlesich: cikle; <deutsch: der Überzieher – schlesisch: ibercijer; <deutsch: der Überschwung – schlesisch: iberszfung.

Beispiele: <deutsch: der Arbeitanzug – schlesich: arbajtancug; <deutsch: das Kleid – schlesisch: klajd; <deutsch: die Reisetasche – schlesisch: rajzeta­sza; <deutsch: das Zeug – schlesisch: cojg; <deutsch: die Haube – schlesisch: hałba.

Konsonanten und Konsonantengruppen

Da im Polnischen einige Konsonantencluster fehlen, wurden sie durch einzelne Konsonantenformen ersetzt, z. B.:

Beispiele: <deutsch: der Absatz – schlesisch: abzac; <deutsch: die Bombelmütze – schlesisch: bombelmyca; <deutsch: der Schlitz – schlesisch: szlic; <deutsch: die Spitze – schlesisch: szpice.

Beispiele: <deutsch: die Jacke – schlesisch: jaka; <deutsch: der Rock – schlesisch: rok; <deutsch: der Trägerrock – schlesisch: tryjerok; <deutsch: der Unterrock – schlesisch: unterok;

Als Nächstes ist das Prinzip der Verwendung stimmhafter Konsonanten im oberschlesischen Dialekt sowohl in der Aussprache als auch in der Schreibweise bemerkenswert, während es im Deutschen nur in der Aussprache vorkommt.

Beispiele: deutsch: der Absatz – schlesisch: abzac; deutsch: die Hose – schlesisch: hoze; deutsch: die Unterhose – schlesisch: unterhoze;

Darüber hinaus ist ein spezifisches Phänomen des oberschlesischen Dialekts zu erwähnen, dasmit der Vereinfachung der Geminate in der deutschen Lexik zusammenhängt, wie z. B.:

Beispiel: deutsch: die Brille – schlesisch: brile.

Beispiele: deutsch: die Juppe – schlesisch: jupa; deutsch: die Kippe – schlesisch: kipa.

Beispiele: deutsch: der Pantoffel – schlesisch: pantofel; deutsch: der Puff –schlesisch: pufa.

2. Morphologische Anpassung

Im untersuchten Korpus treten die deutschen Substantive in einer Nominativform auf, unterliegen aber den polnischen Deklinationsregeln. Auf diese Weise wird zum deutschen Basismorphem eine polnisch-schlesische Flexionsendung hinzugefügt (vgl. Danaszczyk 2013, S.290). Diese Anpassungen auf morphologischer Ebene führen daher zur Schaffung hybrider Strukturen, die fremde und einheimische Elemente kombinieren.

Nach Haugen (1950, S.224) werden Substantive am häufigsten in eine bestimmte Sprache entlehnt, gefolgt von Verben, Adjektiven, Adverbien, Präpositionen und Ausrufen. Seiner Ansicht nach ist dies auf den strukturellen Aspekt und die Überzeugung zurückzuführen, dass wir als Gesellschaft häufiger in nominalen Konstruktionen denken. Mańczak-Wohlfeld (1995, S.55) wiederum ist der Ansicht, dass die Vorherrschaft der entlehnten Substantive aus der Notwendigkeit resultiert, neue Phänomene, Prozesse, Dinge, Bezeichnungen zu benennen, und dies ist die Rolle der Substantive in der Sprache. Sie nennt auch in ihren Überlegungen zur Kategorie des Entlehnungstyps die wichtigsten Faktoren, die die Benennung eines bestimmten Typs beeinflussen:

  1. die Struktur des Auslauts der entlehnten lexikalischen Einheit;
  2. die grafische Form der Ausleihe, sofern sie in Übereinstimmung mit der Rechtschreibung gelesen wird;
  3. die Form des hinzugefügten muttersprachlichen Suffixes;
  4. die Bedeutung eines entlehnten Wortes und seine Beziehung zu seinem grammatikalischen Typ;
  5. Homonymie;
  6. Morphologische Struktur einer Entlehnung.

Die Analyse des gesammelten Materials zeigt, dass die im oberschlesischen Dialekt vorhandenen Lehnwörter zumeist auf der Grundlage der oben genannten Kriterien entstanden sind. Diese Entlehnungen im Rahmen der morphologischen Veränderungen umfassen folglich eine Reihe von Wortbildungsprozessen. Es handelt sich dabei um Derivate, die auf der Grundlage des Deutschen oder mit Hilfe von für die polnische Sprache sowie den oberschlesischen Dialekt typischen Formanten gebildet werden (vgl. Witaszek-Samborska 1993, S.16). Diese hybriden Strukturen verbinden also einheimische und fremde Elemente. Sowerden einige Substantive maskulinisiert, indem typische schlesische Formanten verwendet werden: -ok, -ik (vgl. Rudnicka-Fira 2018, S.123), wie z. B. <deutsch: die Kappe + der Rock – schlesisch: kapudrok; <deutsch: der Trägerrock – schlesisch: tryjgerok; <deutsch: die Brust – schlesisch: bruclik; <deutsch: der Zipfel – schlesisch: cyplik; <deutsch: der Halbschuh – schlesisch: halbik. Ebenso erhielten deutsche maskuline Substantive, die auf harte Konsonante enden, ihre Äquivalente im oberschlesischen Dialekt, indem sie sich dem einheimischen Paradigma der Varietät der harten maskulinen Substantive anpassten (vgl. Rudnicka-Fira 2018, S.125). Dazu gehören: <deutsch: der Anzug – schlesisch: ancug; <deutsch: der Arbeitanzug – schlesisch: arbajtancug; <deutsch: der Ohrring – schlesisch: oring; <deutsch: der Mantel – schlesisch: mantel; <deutsch: der Pelcmantel – schlesisch: pelcmantel; <deutsch: der Rock – schlesisch: rok; <deutsch: der Schlips –schlesisch: szlips; <deutsch: der Überschwung – schlesisch: iberszfung; <deutsch: das Zeug –schlesisch: cojg. Schließlich tritt das männliche Geschlecht auch bei Substantiven auf, die ihre graphische Form während des Entlehnungsprozesses nicht verändert haben und entsprechend der Schreibweise gelesen werden. Zu dieser Gruppe gehören: <deutsch: der Halter – schlesisch: halter; <deutsch: der Hut – schlesisch: hut; <deutsch: der Knopf – schlesisch: knopf; <deutsch: der Mantel – schlesisch: mantel. Eine im gesammelten Material vorkommende Ausnahme ist ein deutsches Neutrum >das Halstuch<, das trotz seiner unveränderten graphischen Form als männliches Substantiv in den oberschlesischen Dialekt übernommen wurde. Dies ist auf die spezifische polnische Flexionsendung -uch zurückzuführen, die das männliche Geschlecht desSubstantivs anzeigt. Bei der Assimilierung verlieren die männlichen Substantive auch dieUmlaute, d.h. die charakteristische Flexion der germanischen Sprachen: <deutsch: derAbnäher –schlesisch: abnyjer; <deutsch: der Zügel – schlesisch: cikle; <deutsch: derKäscher – schlesisch: kasierka; <deutsch: der Überzieher – schlesisch: ibercijer; <deutsch: der Trägerrok – schlesisch: tryjgerok.

Unter den deutschen Entlehnungen sind auch sehr oft flektierende Assimilationen auf polnischer, dialektaler Basis zu beobachten. Deutsche Endungen eines bestimmten Genus werden durch die entsprechenden muttersprachlichen Endungen ersetzt und an ein bestimmtes Flexionsparadigma angepasst. Aus diesem Grund wird bei den deutschen femininen Entlehnungen die deutsche Endung -eauch durch dieentsprechende Vokalendung -aersetzt, die sowohl im oberschlesischen Dialekt als auch in der polnischen Sprache heimisch ist, z. B. <deutsch: die Bommelmütze – schlesisch: bomelmyca; <deutsch: die Haube – schlesisch: hałba; <deutsch: die Juppe – schlesisch: jupa; <deutsch: die Kippe – schlesisch: kipa; <deutsch: dieTasche – schlesisch: tasza; <deutsch: die Reisetasche – schlesisch: rajzetasza; <deutsch: die Weste – schlesisch: westa.

Bei der morphologischen Analyse sind unter den deutschen Entlehnungen auch die gebildeten Verbindungen innerhalb des oberschlesischen Dialekts zu beachten. Diese charakteristischen Komposita, bei denen es sich um spezifische Mischformen handelt, stellen eine Bereicherung des dialektalen Wortschatzes dar und kommen im Dialekt als Entlehnungen aus dem Deutschen vor. Diese Verbindungen sind auf einer deutschen Basis aufgebaut, die aus einem Grundwort und einem Bestimmungswort besteht. Sie unterliegen auch den Regeln derdeutschen Grammatik und haben keine Interfixe wie o-, -i-, -y-, die für polnische Verbindungen charakteristisch sind, wie z. B.: <deutsch: der Arbeitancug – schlesisch: arbajtancug; <deutsch: das Armband – schlesisch: armbant; <deutsch: das Badetuch – schlesisch: badetuch; <deutsch: die Bügelfalte – schlesisch: bigelfalty; <deutsch: dieBombelmütze – schlesisch: bombelmyca; <deutsch: dasHalsband – schlesisch: halsbant; <deutsch: das Halstuch – schlesisch: halstuch; <deutsch: die Haarnadel – schlesisch: harnadla; <deutsch: der Ohrring – schlesisch: oring; <deutsch: dieReisetasche – schlesisch: rajzetasza; <deutsch: das Randtuch – schlesisch: rantuch; <deutsch: das Tanschentuch – schlesisch: taszyntuch; <deutsch: der Trägerrock – schlesisch: tryjgerok; <deutsch: die Turnschuhe – schlesisch: turnszuły; <deutsch: dieUnterhose – schlesisch: unterhoze; <deutsch: derUnterrock –schlesisch: unterok.

3. Semantische Anpassung

Die semantische Entlehnung von Lexemen aus dem Deutschen in den oberschlesischen Dialekt kann auf drei Ebenen erfolgen. Ein Wort kann semantisch verengt oder erweitert werden oder seine Bedeutung völlig verändern. Im Rahmen dieses Beitrags wird der Bedeutungswandel einzelner Lexeme detailliert beschrieben, der zu einer sprachlichen Interferenz zwischen der deutschen Sprache und dem oberschlesischen Dialekt führen kann.

In der Forschungsliteratur gibt es viele Erklärungen für den Begriff der sprachlichen Interferenz. Eine Definition aus dem Jahre 1980, die von Wilhelm Bondzio stammt, lautet wie folgt:

Unter Interferenz verstehen wir die Verletzung einer sprachlichen Norm unter dem Einfluss anderer Sprachelemente oder -regeln. Dabei unterscheiden wir zwischen interlingualer und intralingualer Interferenz. Bei der interlingualen (zwischensprachlichen) Interferenz handelt es sich um den negativen Einfluss von Elementen oder Regeln einer anderen Sprache, und zwar vorrangig um eine störende Einwirkung der Muttersprache auf die Fremdsprache oder eine störende Einwirkung der Fremdsprache auf die Muttersprache. Bei der intralingualen (innersprachlichen) Interferenz handelt es sich im Gegensatz zur interlingualen Interferenz um die Verletzung einer sprachlichen Norm unter dem Einfluss von Elementen oder Regeln derselben Sprache. So können früher erlernte oder häufiger gebrauchte Sprachelemente und -regeln auf später erlernte oder seltener gebrauchte einwirken, und zwar nicht nur in der Fremdsprache, sondern auch in der Muttersprache. (Bondzio 1980, S.204–206)

Es sollte jedoch bedacht werden, dass es nicht möglich ist, von einer einzigen Ebene sprachlicher Interferenzen zu sprechen, da diese, wie Maras (2009, S.198) anmerkt, im Bereich der Morphologie, der Syntax, der Lexik oder der Phonologie auftreten können. Das Untersuchungsmaterial zeigt, dass die meisten Interferenzen zwischen dem oberschlesischen Dialekt und dem Deutschen im Bereich der Lexik auftreten. Dabei handelt es sich um Kalendarien, die so genannten „falschen Freunde“ (bzw. in jeder Sprache, z.B. polnisch: fałszywi przyjaciele, englisch: false friends). Lipczuk (1992, S.139) hat sie klassifiziert und fünf Haupttypen unterschieden:

Beispiele: <deutsch: das Bett [Möbelstück zum Schlafen, Ausruhen[3]] –schlesisch: bety [Bettzeug[4]]; <deutsch: die Brust [vordere Seite des Rumpfes bei Mensch und Wirbeltieren] – schlesisch: bruclik [Weste der Bergbewohner, Mieder der schlesischen Frauentracht]; <deutsch: die Garnitur [Gesamtheit verschiedener zusammengehörender, zusammenpassender, aufeinander abgestimmter (Kleidungs-, Ausstattungs)stücke, die gemeinsam einem bestimmten Zweck dienen] – schlesisch: garnitura [Damenunterwäsche]; <deutsch: die Puffjacke [den Oberkörper bedeckender, bis an oder über die Hüfte reichender, meist langärmeliger Teil der Oberbekleidung] – schlesisch: pufjaka [Bergmannsuniform]; <deutsch: der Zipfel [spitz oder schmal zulaufendes Ende besonders eines Tuchs, eines Kleidungsstücks] – schlesisch: cyplik [der Knopf]; <deutsch: der Zügel [an Trense oder Kandare befestigter Lederriemen zum Lenken oder Führen des Pferdes] – schlesisch: cukle [Sandalen, Pantoffeln].

Beispiele: <deutsch: der Absatz – schlesisch: abzac; <deutsch: das Halsband – schlesisch: halsbant; <deutsch: das Kleid – schlesisch: klajd; <deutsch: der Schlitz – schlesisch: szlic; <deutsch: die Tasche – schlesisch: tasza; <deutsch: die Turnschuhe – schlesisch: turnszuły.

Feminine schlesische Wörter haben (manchmal) maskuline deutsche Äquivalente oder treten in der Pluralform auf.

Beispiele: <deutsch: der Zügel – schlesisch: (te) cukle; <deutsch: der Käscher – schlesisch: (ta) kasierka; <deutsch: der Puff– schlesisch: (ta) pufa[5].

In dem ausgewählten Material wurden keine Wörter gefunden, die in diese Kategorie passen. Jedes der untersuchten oberschlesischen Substantive wurde aus deutschen Substantiven gebildet. Allerdings gibt es im untersuchten Korpus auch Substantive (die andere Bereiche als Mode repräsentieren), die z.B. aus Verben gebildet wurden.

Beispiel: das schlesische Substantiv bajs, das von dem deutschen Verb beissen stammt.

Diese Wortbildungen befinden sich nur im oberschlesischen Dialekt und bestehen aus Verbindung zweier deutscher Substantive.

Beispiele: <deutsch: Haus + Tuch – schlesisch: chazucka; <deutsch: Kappe + Rock – schlesisch: kapudrok; <deutsch: klappern + Latsch – schlesisch: klaperlacze; <deutsch: Mantel + Schürze – schlesisch: mantelszyrca; <deutsch: Puff + Jacke – schlesisch: pufjaka.

Anhand der oben genannten Beispiele lässt sich feststellen, dass die deutsche Lexik bei der Entstehung des oberschlesischen Dialekts eine bedeutende Rolle gespielt hat. Es ist jedoch erwähnenswert, dass diese Entlehnungen das Ergebnis einer vielfältigen Assimilation deutscher lexikalischer Einheiten in das polnische Sprachsystem sind und nach den Regeln der polnischen Grammatik funktionieren. Sie haben sich grafisch, morphologisch und semantisch assimiliert. Die meisten der vorgestellten Substantive haben in zwei Sprachvarianten eine ähnliche Bedeutung. In einigen Fällen kann sich jedoch ihre Bedeutung ändern, was wesentlich erschwert, ein bestimmtes Lexem richtig zu verstehen. Dies ist dieeinzige signifikante Minderheit unter den untersuchten Substantiven. Man kann also den Worten von Zaręba zustimmen, der behauptet, dass:

der Einfluss der deutschen Sprache den einheimischen Wortschatz nicht verdrängt hat und ihn auch nicht zerstören wird, der bis heute ein fester Bestandteil der schlesischen Dialekte ist [...]. Die Beständigkeit und Vitalität des polnischen Wortschatzes und die Widerstandsfähigkeit der schlesischen Dialekte gegenüber fremden Einflüssen werden durch das Phänomen der Assimilation von Fremdwörtern unterstrichen. (Zaręba 1966, S.92–93) [eigene Übersetzung]


* Magdalena Tomecka M. A., Universität Łódź, Doktorandenschule für Geisteswissenschaften, Pomorska 171/173, 90-236 Łódź. E-Mail: magdalenatomecka99@gmail.com




LITERATURVERZEICHNIS

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Fußnoten

  1. Über deutsche Entlehnungen in der polnischen Sprache haben unter anderem folgende Wissenschaftler(-innen) geschrieben: Alicja Karszniewicz-Mazur (1988), Barbara Czopek-Kopciuch (1995), Bogusław Nowowiejski (1996), Ryszard Lipczuk (2001).
  2. Zahlreiche Werke über Schlesien wurden von Autor_innen wie Alfred Zaręba (1966, 1976), Stanisław Bąk (1974), Jolanta Tambor (2006, 2008, 2011), Artur Czesak (2015) verfasst.
  3. Die Bedeutung der deutschen Wörter wird nach Onlineversion der Duden-Wörterbuch zitiert.
  4. Die Bedeutung der schlesischen Wörter wird nach dem Buch „Słownik Gwar Śląskich: godómy po naszemu, czyli po śląsku von Barbara und Andrzej Podgórski zitiert.
  5. Im Polnischen kommen Artikel nicht vor, so dass ihre grammatische Form u.a. durch die Verwendung der Pronomen ten/ta/to bestimmt werden kann, die den bestimmten Artikeln der/die/das entsprechen.

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